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Doppelt gefärbt hält besser

Wie angekündigt, gehe ich heute auf das Thema der Haltbarkeit von Pflanzenhaarfarben ein. Auch hier kursieren diverse Mythen und Tipps zu Ritualen und Prozeduren, die eine bessere Haltbarkeit versprechen. Wir schauen uns einmal an, weshalb die Deckkraft und Haltbarkeit von vielen Anwendern und Anwenderinnen als mangelhaft wahr genommen werden, und was man tun kann um ein optimales Ergebnis zu erhalten und zu bewahren.



Viele Kunden versuchen auf eigene Faust eine natürliche Alternative zum Färben, die dann die Erwartungen nicht erfüllt.
Viele Kunden versuchen auf eigene Faust eine natürliche Alternative zum Färben, die dann die Erwartungen nicht erfüllt.

Vorstellung und Realität


Grundsätzlich muss man verstehen, dass eine Pflanzenhaarfarbe ein völlig anderes Farbbild erzeugt, als eine herkömmliche Farbe.

Während eine herkömmliche Farbe die eigenen Pigmente ersetzt, addieren sich die Pflanzenpigmente zu unseren Pigmenten hinzu. Ein Beispiel: Die Kundin hat dunkelblondes Haar und einen Grauanteil von 50%, der sich gleichmäßig im Haar verteilt. Verwende ich ein herkömmliches Goldblond mit einem Oxidationsmittel, werden alle Haare auf eine Tonhöhe gebracht und die neuen Pigmente ersetzen das Gemisch aus Weiß und Dunkelblond durch Goldblond. Fertig.

Natürlich ist das sehr vereinfacht dargestellt, trifft aber den Kern. Wende ich nun ein pflanzliches Goldblond an, legt es sich im gleichen Maße um die 50% Weißanteil und die 50% Dunkelblond herum. Auf dem dunkelblonden Haar passiert sichtbar wenig: Es glänzt, wird aufgebaut und gekräftigt und im Sonnenlicht sieht man einen goldenen Schimmer. Man spricht auch von einer "optischen Aufhellung", weil die goldenen Pigmente den aschigen Ton lebendiger & heller erscheinen lassen.

Die weißen Haare erhalten den originalen Goldblond-Ton, sodass ein natürlicher Strähneneffekt entsteht. Die einst weißen Haare ziehen sich nun Goldblond durch das sonst immer noch dunkelblonde, aber nun lebendigere Haar.

Färbt also eine Kundin mit dunkelblondem Haar erstmals mit einem natürlichen Goldblond, wird sie zu recht sagen, dass die Farbe nicht gewirkt, beziehungsweise gedeckt hat. Denn sie erwartet, dass am Ende alle Haare, egal welcher Ausgangston, gleich aussehen. Das kann und will eine Pflanzenhaarfarbe nicht leisten.

Kann nicht, weil sie die eigene Haarfarbe nicht zerstört, sondern mit ihr arbeitet und will nicht, weil eine Pflanzenhaarfarbe nicht invasiv, sondern pflegend wirkt und dies ja auch einer ihrer großen Benefits ist.



Vorbereitung ist die halbe Miete


Wie ich bereits in meinem Blog zur Vorbereitung erwähnte, sind die Vorbereitung des Haares und die Umstellung der Haircare auf zertifizierte Naturkosmetik ein wichtiger Faktor, um überhaupt ein Ergebnis zu erhalten.

Es ist einer der häufigsten Fehler, dass Kunden sich eine Pflanzenhaarfarbe kaufen und anwenden, ohne das Haar vorzubereiten oder die Pflege anzupassen. Da die Pigmente sich so nicht, nur teilweise oder nicht dauerhaft anlagern können, erhält die Kundin oder der Kunde in der Regel kein oder ein mangelhaftes Ergebnis. Ich erlebe das im Kundenservice täglich und sogar, wenn wir vorher darüber aufgeklärt haben. Dabei erzählen wir das den Kunden ja nicht, weil wir so gerne Haarpflegeprodukte in den Müll werfen. Es liegt einfach an der Kompatibilität und Wirksamkeit. Die Pflanzenhaarfarbe kann sich nicht dauerhaft anlagern. Punkt.

Auch kleine Sünden wie ein Schuss Haarspray zu besonderen Anlässen oder das Ansatzspray, um den nachwachsenden Weißanteil noch eine Weile zu kaschieren kann das Ergebnis der nächsten Farbe negativ beeinflussen.

Die Silikone, Weichmacher oder Mikroplastik Anteile, die man in besonders hohem Maße in Styling Produkten findet, sind nicht wasserlöslich und können sich über Wochen und Monate im Haar halten.

Man sollte alles, was das Haar berührt, genau überlegen. Wie bereits erwähnt, gibt es so ziemlich jedes herkömmliche Produkt auch in einer Bio-Komponente. Bei Ihrer Bekannten klappt es, obwohl sie Konventionelle Pflege verwendet? Es gibt zu jeder Regel die Ausnahme - aber wir sind alle wandelnde Unikate und was für sie gilt, muss bei Ihnen nicht gleich sein. Testen Sie es und wenn es nicht klappt, wird es das spätestens wenn Vorbereitung und Pflege angepasst wurden.


Tipp: Oft liegt die Ursache auch in falscher Beratung, denn Naturkosmetik ist ebenfalls kein geschützter Begriff und wird dazu noch gern verwechselt. Achten Sie auf eine Zertifizierung! Label wie "Vegan", "Natürlich", "Frei von", "Silikonfrei" oder "Cruelty free" haben nichts mit der Reinheit eines Produktes zu tun. Selbst in der Drogerie wird man gern zu Naturkosmetik beraten, die keine ist, wenn die Aufklärung fehlt. Erst wenn die Farbe nicht deckt und Fachkräfte die Inci-Liste scannen kommt dann oft raus, dass es sich nicht um Naturkosmetik handelt.
Tipp: Oft liegt die Ursache auch in falscher Beratung, denn Naturkosmetik ist ebenfalls kein geschützter Begriff und wird dazu noch gern verwechselt. Achten Sie auf eine Zertifizierung! Label wie "Vegan", "Natürlich", "Frei von", "Silikonfrei" oder "Cruelty free" haben nichts mit der Reinheit eines Produktes zu tun. Selbst in der Drogerie wird man gern zu Naturkosmetik beraten, die keine ist, wenn die Aufklärung fehlt. Erst wenn die Farbe nicht deckt und Fachkräfte die Inci-Liste scannen kommt dann oft raus, dass es sich nicht um Naturkosmetik handelt.

Ein silbern Nixchen und ein goldenes Wart-ein-Weilchen...


Wenn wir uns in den Kopf gesetzt haben, etwas zu verändern, wollen wir es gleich. Die Taille soll schmelzen, weil wir heute morgen unter der Dusche an Sport gedacht haben, die Haut sich klären weil wir schon seit zwei Tagen ausreichend Wasser trinken und bei der Umstellung auf Naturhaarpflege und Pflanzenhaarfarben soll am besten alles ab Tag 1 perfekt sein.

Das wäre so schön.

Nur leider entspricht es nicht der Ordnung der Dinge. Was vorher jahrelang anders funktionierte, kann nicht von heute auf morgen eine komplette Kehrtwende hinlegen.

Ihr Haar und Ihre Kopfhaut müssen entgiften und sich von störenden Rückständen reinigen. Ihre neue Haarpflege unterstützt diesen Prozess und die meisten Hersteller bieten eine Colorations-Vorbehandlung an, die Ihr Haar für den Moment der Färbung so sauber wie möglich macht. Trotzdem kann es sein, dass Sie nach der ersten Färbung außer Glanz keine Veränderung bemerken, weil die Anlagerung zu dezent war.

Auch bei der zweiten Färbung kann die Abdeckung noch schwächeln. Dies liegt nicht nur an den störenden Altlasten, sondern auch an der Haarstruktur selbst. Besonders nach chemischen Behandlungen fehlen oft wichtige Proteinverbindungen im Haar, welche pflanzlichen Pigmenten eine feste Verankerung bieten. Diese müssen sich regenerieren oder von der neuen Pflege aufgebaut werden.

Ich hatte Kunden, da hat es zwei bis vier Anwendungen und ein mehrmaliges Umstellen der Mischung gebraucht, um eine optimale Abdeckung zu erreichen.

Sie brauchen etwas Geduld. Es ist ein Prozess.

Mit jeder Färbung wird die Kopfhaut genährt, das Haar gestärkt und gefestigt - es ist also nie umsonst. Aber bitte starten Sie Ihre Umstellung nicht am Abend vor dem wichtigsten Meeting Ihrer Karriere oder zwei Wochen vor der Hochzeit. Wählen Sie eine Zeit, in der alles kann und nichts muss.

Transformation, Heilung, Regeneration - verbinden Sie diese Begriffe mit "sofort"? Oder mit einem Weg auf welchem jeder Schritt wichtig ist? Ändern Sie den Blickwinkel und geben Sie sich, Ihrem Körper und Ihrem Haar ein wenig Zeit, sich anzupassen.


Die verflixte Kontur


Unser Konturbereich ist aus verschiedensten Gründen anfällig dafür, die Farbe schneller zu verlieren oder sich zu verändern. Als Konturenbereich bezeichnen wir den Teil des Haares, der das Gesicht umrahmt, also Stirn, beziehungsweise die Pony-Partie, die Begrenzung der eventuell vorhandenen Geheimratsecken und Schläfen.

Immer wieder rufen Kunden an, weil die Farbe dort nicht hält, schnell rausfällt oder sogar "nachrötet", sich also beispielsweise von Blond zu Orange verändert.

Hierfür gibt es einige mögliche Gründe, aber auch Möglichkeiten diesen Effekt einzudämmen.

Der häufigste Grund dafür, dass die Farbe dort erst gar nicht richtig deckt oder wieder herausfällt, ist tatsächlich unsere Skincare Routine. Besteht diese gar aus herkömmlicher Kosmetik, vergessen wir gern, dass auch hier Plastik, Mineralöl und andere, filmbildende Substanzen enthalten sein können. Dies gilt für die Reinigungsmittel, Toner, Seren und natürlich auch für das Make up. Täglich berühren diese Produkte den vorderen Bereich und umhüllen natürlich auch unser Haar, wenn sie damit in Berührung kommen.

Die logische Konsequenz ist, dass die Pigmente sich gar nicht erst richtig anlagern und schnell wieder abrutschen - wenn sie überhaupt Halt finden.

Aber auch pflegende Naturkosmetik, Gesichtsseifen oder auch eine pflegende Reinigungsmilch können die Farbe schlichtweg schneller abbauen und lösen. Es ist ja zu Ihrer Haarwäsche ein täglicher, weiterer Reinigungsvorgang.

Farbveränderungen sind dort am ausgeprägtesten, weil erstens die eben genannten Kräfte wirken und zweitens das Haar dort oft hormonellen oder organischen Schwankungen unterliegt. Dieser Effekt ist aber noch nicht ausreichend erforscht. Fakt ist, dass die Zusammensetzung des Haares sehr von Ihrer inneren körperlichen und geistigen Verfassung abhängt. So hängen violette oder rötliche Verfärbungen oft mit hormonellen Schwankungen oder Medikamenteneinnahme zusammen und können von der Farbe nur bedingt eingedämmt werden.

Ebenso ist es bei allen Farben so, dass Rot das kleinste Pigment ist. Waschen sich also die anderen Komponenten aufgrund von Wind, Wetter oder Reinigungspräparaten ab, bleibt das unbeliebte Rot gern übrig.

Abhilfe schaffen zum Beispiel Stirnbänder, welche das Haar aus den Reinigungsritualen raus halten. Ebenso kann ich nur immer wieder empfehlen, auch bei der Skincare auf natürliche Varianten zu setzen - aber das muss natürlich jeder für sich entscheiden.

Grundsätzlich sind herkömmliche Tenside deutlich invasiver als natürliche und waschen die Pigmente schneller aus.



Schleichende Deckkraft oder unerwünschte Ergebnisse können extrem frustrierend sein. Quälen Sie sich nicht lange, wenn Sie nicht weiter kommen - kontaktieren Sie am besten schon vor dem Start den Hersteller oder einen Naturfriseur.
Schleichende Deckkraft oder unerwünschte Ergebnisse können extrem frustrierend sein. Quälen Sie sich nicht lange, wenn Sie nicht weiter kommen - kontaktieren Sie am besten schon vor dem Start den Hersteller oder einen Naturfriseur.

Die richtige Nuance


Natürlich kann es auch einmal sein, dass Sie die falsche Nuance gewählt haben, oder sogar einer Empfehlung gefolgt sind, die nicht funktioniert. An dieser Stelle darf ich Sie um etwas Nachsicht für den Berater bitten. Auch mir passiert es nach 20 Jahren noch, dass ich ein so genanntes "Überraschungsei" bekomme. Das heißt, ich habe mir Haarstruktur angesehen und den Farbwunsch besprochen. Habe dann nach bestem Wissen und Gewissen eine Mischung gewählt, die bei 200 anderen Kunden zum Erfolg geführt hat und dann - ließ das Farbergebnis zu wünschen übrig.

Sie sind ein Unikat. Niemand auf der Welt hat genau dieselbe Pigmentmischung und Haarzusammensetzung wie Sie. Je nachdem, ob die Nahrungsergänzungsmittel nehmen, täglich meditieren oder Extrem-Sportler sind, hat ihr Haar je nach Wachstums- und Lebensphase eine andere Zusammensetzung. Und diese bestimmt mit, was aus Ihren Pigmenten und den pflanzlichen Pigmenten für eine Haarfarbe entsteht.

Wie gesagt, es ist ein Prozess.

Trotzdem ist es eine häufige Fehlerquelle, denn viele Anwender und Anwenderinnen haben zu Beginn etwas Respekt vor dem unbekannten Pflegesystem und wählen eine zu zarte Nuance.

Ist aber die Pigmentdichte zu niedrig, oder der Ton zu hell, erscheint Ihnen die Abdeckung natürlich unzureichend. Und Sie müssen sich vorstellen: Sie wollen (in 90% der Fälle) von einer plakativ und kräftig deckenden, sogar Ihre Haarfarbe ersetzenden Nuance zu einer pflanzlichen wechseln: Diese lagert sich an, ersetzt aber nichts. Daher sollten Sie unbedingt folgende Punkte beachten:

  1. Färben Sie die ersten 1-3 Male nur Ihre Ansätze, denn die Längen und Spitzen sind ja bereits gefärbt.

  2. Wählen Sie eine kräftige Nuance, gern 1-2 Nuancen dunkler, damit Sie einen Ausgleich erreichen. Die meisten Hersteller bieten eine hervorragende Beratung an, um Ihnen bei der Wahl des richtigen Tones zu helfen.

  3. Färben Sie die ersten 1-3 Male in kürzeren Abständen von 1-2 Wochen, um einen Ausgleich zur bisherigen Farbe zu erreichen. Wenn dies geglückt ist, können Sie zu Ihrem gewohnten Färbe-Rhythmus zurückkehren.



Zusammenfassung


Wenn Sie ein ungeduldiger Mensch sind und/oder Ihre Farbe niemals vom gewohnten abweichen sollte, dann sind Sie kein Typ für eine Pflanzenhaarfarbe. Diese geht immer mit Ihrer Natur.

Mit jeder Laune, hormoneller Veränderung, Stress oder Glück - sie wird sich anpassen.

Nichts im Leben ist beständiger als die Veränderung und das gilt insbesondere für uns Frauen und bei Pflanzenhaarfarben mehr, als bei anderen Farbkategorien.

Wenn Sie sich also für eine solche entscheiden, nehmen Sie sich Zeit und Raum, ihr Haar von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Statt Angst zu haben, dass es nicht klappt wie Sie wollen, könnten Sie sich auch den Raum erlauben zu entdecken, was in Ihnen steckt. Wir werden dazu erzogen zu funktionieren und alles in und an uns muss diesem Zwang folgen. Aber wer sagt das? Wir können uns jederzeit entscheiden, unser eigenes Maß zu setzen. Und Haare und Haut sind nun einmal ein Spiegel der Seele.

Ich wünsche Ihnen viel Freude auf Ihrer Entdeckungstour!


Ihre Jennifer Krumpholz



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